Zuckerberg schiebt Facebook und Instagram näher zu Trump
Meta zündet die Bombe. Das Video, das Mark Zuckerberg gerade eben auf seinem Instagramkanal veröffentlicht hat, ist nicht weniger als seine eigene Elon-Muskierung:
In fünf Schritten kündigt er darin an, wie Meta seine Netzwerk so umbauen möchte, dass sie — nach eigener Aussage — wieder mehr Redefreiheit garantieren können. Und ja, diese Formulierung kennen wir von Elon Musk, der mit unter diesem Vorwand damals Twitter kaufte. Zuckerberg spricht davon, dass die “die Fehler und die Menge an Zensur ein kritisches Ausmaß erreicht” hätten und dass die Einschränkung der Sichtbarkeit von Inhalte in sozialen Netzwerken auch daranlägen, dass “Regierungen und etablierte Medien zunehmend darauf” drängen würden, “politisch motiviert” “Inhalte zu zensieren”.
Seine Fünf-Punkte-Plan beinhaltet:
- Die Abschaffen der Faktenchecks auf der Plattform. Überall auf der Welt führ(t)en unabhängige Teams von Journalist:innen Faktenchecks auf Metaplattformen durch, um Desinformationen zu bekämpfen. Diese sollen jetzt durch “Community Notes” ersetzt sein, die wir auch von Musks X kennen. Dass Mehrheit nicht unbedingt Wahrheit bedeutet, dass Lautstärke nicht zwangsläufig Einordnung bringen, zeigen aber eben auch die Community Notes auf X. Eine Studie der Universität Luxemburg aus dem November 2024 fand keine Hinweise darauf, dass Community Notes das Engagement bei irreführenden Tweets signifikant verringern würden. Und noch mehr: Community Notes müssen erst von Menschen unterschiedlicher politischer Ansichten als “sinnvoll” eingestuft werden, damit diese überhaupt angezeigt werden. Ergebnis: Von 283 Tweets, die falsche Informationen zur US-Wahl beinhalteten (und die mehr als 2 Milliarden Impressionen generierten), hatten nur 20 Community Notes, die öffentlich angezeigt wurden.
- Die Inhaltsrichtlinien sollen “vereinfacht” werden — und klar, erstmal klingt es sinnvoll, überladene und zu verkopfte Guidelines zu verkürzen, um damit Klarheit zu schaffen. Konkret betreffen diese Verkürzungen laut Zuckerberg aber vor allem die Thema zu den Bereichen Migration und Geschlechtsidentität. Wer hier den Teufel im Details suchen will, könnte also davon ausgehen, dass Hassrede gegen Menschen anderer Herkunft oder nicht-binärer Geschlechtsidentitäten bald auf der Plattform erlaubt sein könnte. Oder wie Zuckerberg sagt: “Wir wollen sicherstellen, dass Menschen ihre Überzeugungen und Erfahrungen auf unseren Plattformen frei teilen können.”
- Die automatisierten Contentfilter sollen gelockert werden. Bedeutet: Hatten die Systeme, die bislang Inhalte möglicherweise sogar fälschlicherweise als Verstoß gegen Community Guidelines gesperrt haben, zuviel Falschpositive, sollen sie sich nun auf “illegale Verstöße” konzentrieren. Sprich: Wer nun gedoxt, beleidigt oder bloßgestellt wird, muss diese Inhalte melden und auf Bearbeitung hoffen. Übrigens: Wir wissen, dass gemeldete Inhalte, die nach 48 Stunden nicht bearbeitet wurden, auch nicht mehr bearbeitet werden. Wer sich also sicherfühlen will, muss die Daumen drücken.
- Erst im letzten Jahr hatte Meta erklärt, Facebook, Instagram und Threads “unpolitisch” werden lassen zu wollen. Was das bedeutet? Nun: Der Politikbegriff von Meta lautet “Inhalte, die eine kleine Gruppe der Gesellschaft oder die Gesellschaft im Gesamten betreffen” — das konnte erstmal alles hießen, zeigte sich aber konkret darin, dass Inhalte nachrichtlicher Medienangebote zusehends an Reichweite verloren. Die Netzwerken sollten mehr Fläche für Entertainment bieten. Diese Entscheidung will Meta nun rückgängig machen — und die politischen Inhalte zurückholen — in welcher Form auch immer. Dass nach der Eingangsrede von Zuckerberg damit aber große Reichweite für journalistische Angebote gemeint sein sollen, darf zumindest bezweifelt werden.
- Als letztes hat Zuckerberg angekündigt, die Teams für Trust, Safety und Contentmoderation von Kalifornien nach Texas zu verlegen, um damit “das Vertrauen in die Arbeit” zu stärken — und einen möglichen Bias auszumerzen. Der Umzug aus dem demokratischen Vorzeigestaat ausgerechnet nach Texas spricht für sich. Übrigens: Erst im letzten Jahr hatte Musk den X-Sitz von Kalifornien nach Texas verlegt.
All dies, so erklärt es Zuckerberg, solle in enger Zusammenarbeit mit Donald Trump passieren. Wie man das also so macht, wenn man sein Unternehmen vor dem Einfluss der Zensur von Regierungen schützen möchte.